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Entscheidungen sind Kopfsache? Denkste!

Wie Emotionen unsere Entscheidungen prägen


Lange Zeit galt die Vorstellung: Wer gute Entscheidungen treffen will, muss einen kühlen Kopf bewahren. Gefühle? Bitte draußen bleiben. Doch die neuere Forschung sagt ganz klar: Emotionen sind kein Störfaktor im Entscheidungsprozess – sie sind ein zentrales Element.


Im Entscheidungscoaching spielt das für mich eine entscheidende Rolle. Denn wer die emotionalen Dynamiken nicht kennt – oder sie gar ignoriert – riskiert Entscheidungen, die auf dem Papier gut aussehen, sich aber im echten Leben nicht tragen.



Was sagt die Forschung? Emotionen als Navigationshilfe


Ein Meilenstein in der Entscheidungsforschung stammt vom Neurowissenschaftler Antonio Damasio, der mit seinem Konzept der "somatischen Marker" (1994) aufzeigte: Emotionen helfen uns, komplexe Entscheidungen überhaupt erst möglich zu machen. In seinen Studien mit Patienten, deren emotionale Zentren im Gehirn beschädigt waren, zeigte sich: Ohne emotionale Rückmeldung konnten diese Menschen zwar logisch abwägen – trafen aber in der Praxis vollkommen dysfunktionale Entscheidungen.


Kurz gesagt: Unsere Gefühle sind wie Marker, die Erfahrungen bewerten und uns dadurch durch Entscheidungsprozesse leiten.

Eine aktuelle Studie aus 2020 (Harvard Business Review, Lerner et al.) zeigt außerdem, dass spezifische Emotionen – nicht nur die Stimmung allgemein – direkten Einfluss auf Entscheidungsstrategien haben:


  • Angst führt z. B. zu risikovermeidendem Verhalten und verstärktem Sicherheitsstreben.

  • Wut hingegen begünstigt risikofreudiges Verhalten und schnelles Handeln – oft ohne genaue Abwägung.

  • Traurigkeit kann paradoxerweise dazu führen, dass Menschen Dinge aufgeben, die ihnen eigentlich wichtig sind.

  • Freude stärkt exploratives Denken und Kreativität – aber auch die Neigung, Risiken zu unterschätzen.


Diese Effekte wirken meist unbewusst – was sie umso mächtiger macht.



Was bedeutet das für mein Entscheidungscoaching?


In meinem Coaching ist es deshalb zentral, die emotionale Landkarte des Coachees mit einzubeziehen. Wir analysieren nicht nur was jemand will, sondern auch wie er oder sie sich dabei fühlt – und welche Emotionen im Hintergrund die Entscheidung möglicherweise lenken oder blockieren.


Einige Fragen, die wir gemeinsam erforschen:


  • Welche Gefühle tauchen auf, wenn du an deine Entscheidung denkst?

  • Woher kommen diese Emotionen – sind sie aus der Gegenwart, aus früheren Erfahrungen, aus Erwartungen anderer?

  • Welche deiner Emotionen sind hilfreich – und welche möglicherweise übersteigert oder fehlgeleitet?

  • Wie verändert sich deine Entscheidung, wenn du dich innerlich in einem anderen emotionalen Zustand befindest?



Praxisbeispiel: Eine emotionale Entscheidung bewusst machen


Ein Coachee steht vor der Entscheidung, den sicheren Job zu kündigen und sich selbstständig zu machen. Rational scheint alles durchgerechnet. Aber jedes Mal, wenn es konkret wird, steigt Angst auf – begleitet von innerem Rückzug und Selbstzweifeln.


Im Coaching stellen wir fest: Die Angst ist nicht unbegründet, aber in ihrer Stärke überlagert sie andere Gefühle – etwa den Stolz auf die eigene Idee, oder die Sehnsucht nach Freiheit. Durch diese emotionale Differenzierung gelingt es, der Angst ihren übermächtigen Einfluss zu nehmen – ohne sie zu verdrängen. Ergebnis: Der Coachee trifft eine reflektierte Entscheidung, die nicht angstfrei ist – aber mutig und getragen.



Emotionen sind keine Schwäche – sie sind Information


Ein weiterer spannender Forschungsansatz: Studien der Universität Zürich (2022, Prof. Klaus Rothermund) zeigen, dass Menschen, die ihre Emotionen besser differenzieren können (z. B. „Ich bin nicht nur gestresst, ich bin eigentlich enttäuscht und verunsichert“), auch bessere Entscheidungen treffen. Der Schlüssel liegt also nicht im Ausschalten von Gefühlen, sondern im bewussten Umgang mit ihnen.


Wie ich das in mein Coaching integriere:


  • Ich arbeite mit Methoden aus der Emotionsforschung und der Embodiment-Arbeit, um Gefühle sichtbar und spürbar zu machen.

  • Wir nutzen Reflexionsübungen, um emotionale Muster zu erkennen, statt ihnen ausgeliefert zu sein.

  • Ich unterstütze meine Coachees dabei, Emotionen als Ressource zu verstehen – nicht als Risiko.

  • Und: Ich helfe, emotionale Klarheit von emotionaler Überwältigung zu unterscheiden.



Fazit: Kopf und Bauch gehören zusammen


Wer Entscheidungen trifft, trifft sie nie „nur mit dem Kopf“. Emotionen sind kein Feind rationaler Abwägung – sie sind ihr Kompass. Ein gutes Entscheidungscoaching schafft Raum für diese emotionale Tiefe. Es hilft, Gefühle zu lesen, zu benennen und in den Entscheidungsprozess zu integrieren.

Denn nur wer sich selbst emotional gut kennt, kann Entscheidungen treffen, die auch morgen noch stimmig sind.



Neugierig geworden?

Wenn du spürst, dass eine wichtige Entscheidung ansteht – aber deine Gefühle dir gerade noch im Weg stehen oder dich verwirren: Vereinbare einfach einen Termin und lass uns gemeinsam hinschauen. Nicht um sie wegzudrücken, sondern um sie zu verstehen. Denn dort beginnt echte Klarheit.

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